Freitag, 9. Oktober 2015
Daseins-Kreislauf eines Traders
- Spekulieren Sie noch oder traden Sie schon -
9. Jahrgang Sonderausgabe 1/ 2015
Daseins-Kreislauf eines Traders
Wie alles im Leben bewegt sich die klassische Karriere vieler gescheiterter Trader in wiederholenden Zyklen. Die Einen lernen nie etwas dazu und bewegen sich immer wieder neu in den alten Bahnen. Die anderen Trader verändern ständig ihre jeweilige Vorgehensweise und nähren sich so langsam aber stetig einer robusten Tradingweise.
Welche Parameter sind es nun, die ein erfolgreicher Trader erlangen und entwickeln muss?
Unglücklicherweise entspricht das klassische Trading nicht dem menschlichen Naturell. Es ist Niemanden von Natur aus gegeben sich der Gier, Angst und grundsätzlich den kompletten Emotionen zu widersetzen. Ganz im Gegenteil sind die Verhaltensweise von z.B. kleinen Gewinnen mitnehmen und große Verluste laufen zulassen, zu viel in einen einzelnen Trade zu investieren und zu hoffen, dass dieser gut ausgeht etc. am Anfang „normal“.
Die erfolgreichen Trader erlernen die Fähigkeit sich vollkommen rational und diszipiliniert an gesetzten Regeln zu halten und gegen das normale Marktverhalten des klassischen Retailinvestoren zu handeln.
Am Anfang steht der Wunsch besser als der Markt zu sein. Große Träume und Wünsche begleiten die ersten Tradingentscheidungen. Die ersten Gewinne kommen und werden genossen. Man geht tiefer in die Tradingmaterie rein und sucht ausschliesslich vom Trade-Set-Up Ausgehend immer neue Wege einen kommenden gewinnbringenden Trade lokalisieren zu können.
Dankbare Anbieter und Hoffnungsträger sind die Chartanbieter. Sie bieten alles. Indikatoren, vermeintlich handhabbare Ansätze, über viele Jahre erprobte Methodiken etc. Haben sie sich schon einmal gefragt, warum die Indikatoren in dieser Form angeboten werden? Es ist ein Geschäft! Ein Milliardengeschäft. Die meisten Anwender verstehen noch nicht einmal die Logik hinter den angebotenenen Indikatoren und nutzen diese trotzdem. Es erinnern an den alten Goldrausch bei dem die Anbieter von Spitzhacken und Waschschüsseln das meiste Geld verdient haben oder an Cisco Systems, welche 1999/ 2000 enorm viel Geld mit dem Verkauf von Internetmaterialen (Router, Switches, Hubs etc.) an die Glücksritter der Internetära verdient
haben.
Danach erkennen die meisten Semi-Trader, dass die Preisfindung, das Handelsvolumen und Volatilität wichtig sind. Oft mutieren viele zu Scalper und Oderbuchtrader und versuchen mit „neuen“ Ansätzen ihr Geld an den Börsen zu verdienen. Es gibt unzählige Bücher über das Traden von Autoren von denen man sich immer wieder fragen sollte, wann haben sie die Zeit ein Buch zu schreiben, wenn sie so erfolgreich Traden. Bzw. warum machen sie das, wenn sie etliche Millionen an den Finanzplätzen durch ihr erfolgreiches verdienen können. Das schreiben eines Buches nimmt sehr viel Zeit in Anspruch und der Vertrieb ist umso schwerer.
Nachdem durch das Skalpen und Orderbuchtraden nicht der gewünschte Erfolg eingetreten ist lenken viele ihre Aufmerksamkeit auf die Fundamentaldatenseite. Es werden KGV's, KCV's, Bookvalues etc berechnet und gesucht. Auch in diesem Bereich gibt es viele dankbare Anbieter, wie z.B. Bloomberg, Reuters, Newswire und Co. Welche alles Daten beschaffen und anbieten, die das Tradersherz benötigt. Es werden Projektionen gemacht, Portfolios aufgestellt und Annahmen getroffen. Dieser Ansatz ist wesentlich nervenschonender und langsamer. Die Performance entsprechend niedriger.
Nun sind die meisten Trader an einem Scheideweg. Einige verabschieden sich, da sie mit der letzten Methode kein Haupteinkommen erzielen können und der Zeitaufwand zu hoch ist und Andere beginnen sich zu transformieren. Es sind oft viele Jahre vergangen und von 100 aussichtsreichen Tradern sind jetzt noch 10-20 übrig geblieben.
Die „Überlebenden“ beginne zu verstehen, dass es keinen heiligen Gral gibt. Es gibt nur funktionierende Methodiken und individuelle Mischungen aus den einzelnen Bereichen. Es muss ein Trade-Set-Up gefunden werden, der
1. meinem zeitlichen Rahmen gerecht wird
2. mir den notwendigen und gewünschten realistischen Return gibt und 3. ein Risikomanagement besitzt und
4. sich durch ein ausgeklügeltes Moneymanagement auszeichnet.
Der Trading-Ansatz ist nun nicht mehr von der Renditeerwartung, sondern von dem einzugehendem Risiko gekennzeichnet. Die Frage lautet nun: Was muss ich riskieren, um einen Euro Gewinn ertraden zu können. Die zweite Frage lautet: Wie viel Geld muss ich investieren, um diesen Euro ertraden zu können?Und die dritte Frage lautet: Wie lange möchte ich investiert sein?
Dann erkennt man, dass es nicht mehr auf den Trade-Ansatz ankommt, sondern an der Kontrolle des Ausstiegs. Es gibt etliche Versuche, welche dies eindrucksvoll belegt haben. Den Pfeilwurf auf eine Zeitung, Turtle-Trader Experiment, der Affe als Portfoliomanager etc.
In all diesen Versuchen haben die meisten Experten gegen die Probanden verloren. Warum ist das so? Weil das Ende des Versuchs klar war. Der Ansatz war egal aber das Ende des Trades war für die Probanden, Affen etc. klar. Der
Fondsmanager hat krampfhaft versucht durch einen geschickten Tradeansatz seine Performance zu erzielen und wahrscheinlich oft zu viel gehofft, gebangt und verdrängt.
Somit verschiebt sich die Sichtweise oft auf eine Mehrtagessicht. Einige Tage bzw. wenige Wochen sind oft der Tradinghorizont. Zusätzlich werden klare mathematische Ansätze gewählt, um das Risiko zu managen. Daraus ergibt sich dann auch der Einstieg für den nächsten Trade. Warum wohl sind die algorithmischen Tradingansätze von z.B. Renaissance Capital, Citadel, JP Morgan etc. so erfolgreich?
Wenn sie dies alles geschafft haben, werden sie dauerhaft als Grundbedingung erfolgreich an den Finanzplätzen sein können. Bis zu diesem Zeitpunkt vergehen jedoch je nach Talent, „Glück“ und Arbeitseifer und Wille ganz leicht 5-10 Jahre. Es kann für manchen ein mehrfaches Set-Back auf Null bedeuten und für andere enormen Reichtum. Reichtum an Erfahrung in jedem Fall und für Beide und für manche auch an materiellen Werten.
Wir können ihnen nur sagen, dass sich diese Reise lohnt. Sie sind in der Lage Dinge zu erkennen und zu deuten, die anderen für immer verborgen sein werden. Sie sehen börsentäglich neue Sektoren und Branchen, welche sie vorher nicht gekannt haben. Sie beschäftigen sich mit Dingen, die sie vorher nie für möglich gehalten haben. Nur um verstehen zu können, warum die Finanzplätze so sind, wie sie sind.
Eine Reise die sich auf jeden fall lohnt und wir können ihr Reiseführer sein.
Ihr
tradersreport Team
www.tradersreport.de
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